Minister spricht mit Gründern und der OREG – „Revive Oberzent“ für Preis nominiert
Viele müssen an einem Strang ziehen, damit ländliche Regionen nicht überaltern und attraktiv bleiben für junge Familien. Wer wissen will, was das heißt, muss nach Oberzent fahren – so wie der Demografie-Beauftragte der Landesregierung, Staatsminister Axel Wintermeyer. Am Montag (5.8.) hat er sich im Kaufhaus Knoll im Stadtteil Beerfelden über vielversprechende Wirtschafts-Initiativen informiert und mit Gründern gesprochen.
Eine stand besonders im Fokus: „Revive Oberzent“, die für den Hessischen Demografie-Preis nominiert ist. Mit diesem Preis zeichnet die Landesregierung seit 2010 jährlich Projekte und Initiativen aus, die dem demografischen Wandel entgegenwirken. Mitte August soll feststehen, auf welchem Platz „Revive Oberzent“ landet.
Von Christoph Seip ins Leben gerufen, hilft die Initiative gemeinsam mit dem Wirtschafts-Service des Odenwaldkreises Gründern dabei, ihr Unternehmen auf die Beine zu stellen. Gemeinsam mit Mark-Oliver Strauß erläuterte Seip dem Minister das Konzept. „Wir helfen den Gründern bei all dem, was bürokratisch erledigt werden muss. Schließlich sollen sie den Spaß am Gründen nicht verlieren“, fügte Gabriele Quanz hinzu, die Leiterin des bei der Odenwald-Regional-Gesellschaft (OREG) angesiedelten Wirtschafts-Services. Für Wintermeyer ist diese Initiative ein Beispiel für die „lebendige Gründerkultur“ in Oberzent. „Von hilfreichen Tipps, einem starken Netzwerk und einer gezielten Wirtschaftsförderung profitieren alle – die Stadt, die Arbeitnehmer, die Unternehmen und die Bürgerinnen und Bürger.“
Das sieht Landrat Frank Matiaske genauso und lobte die „Aufbruchsstimmung, die in Oberzent zu spüren ist“. Mit der Fusion der vier zuvor selbständigen Kommunen zur neuen Stadt sei viel in Bewegung geraten. „Das Engagement aller Akteure ist vorbildlich, wie auch heute deutlich wird.“
Matiaske hob hervor, dass der Kreis ein besonderes Augenmerk auf die wirtschaftliche Entwicklung Oberzents habe, und erinnerte an den Beschluss des Kreistags, bei der OREG einen eigenen Wirtschaftsförderer für den Süden des Odenwaldkreises einzustellen. Die Stelle hat Amadeus van Lier inne, der Wintermeyer schilderte, dass er zum Beispiel ein Leerstandskataster erstellt habe und Gründungswilligen schnell die passenden Räume in der Stadt vermitteln könne. „Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe“, so Quanz.
Der Landrat verwies darauf, dass die Bevölkerungsentwicklung in Oberzent derzeit wieder stabil sei – nach Jahren merklicher Verluste. Darauf kam auch Bürgermeister Christian Kehrer zu sprechen. Er warnte vor den Folgen des Bevölkerungsrückgangs für die Schulen, würdigte aber auch den großen Beitrag der mehr als 120 Vereine im ganzen Stadtgebiet für den Zusammenhalt und die Attraktivität der Stadt als Wohnort. „Für eine gute Zukunft ist dieses Netzwerk unerlässlich, und dazu zähle ich auch ,Revive Oberzent‘“, so Kehrer.
Zu den Wirtschafts-Initiativen, über die sich Wintermeyer informiert hat, zählte außerdem das Messekonzept der „Odenwald Expo“, über das er mit Alexander Beck, dem Geschäftsführer von b + b Automations- und Steuerungstechnik, und Daniel Pracht, einem mit dem Red Dot Design Award ausgezeichneten Schreinermeister, sprach.
Er lernte außerdem einzelne Gründer kennen, zum Beispiel David Shubart („Meine erste Anlaufstelle war ,Revive Oberzent‘.“), der eine Segelschule auf dem Marbach-Stausee eröffnen möchte, und die Konditorin Azadeh Seip, der Inhaberin von „OKO – Orient küsst Odenwald“. Auch kam er mit Gabi und Hartmut Riesinger über die Schwierigkeiten ins Gespräch, Nachfolger für ihren Betrieb, Bäckerei und Café Riesinger, zu finden.